Ayahuasca: Was Du vor einer Zeremonie wissen solltest
Ayahuasca, ein traditioneller Pflanzensud aus dem Amazonas, wird oft in schamanischen, spirituellen oder therapeutischen Zeremonien verwendet. Bevor man sich entscheidet, daran teilzunehmen, sollte man seriöse Anbieter und sichere Umgebungen wählen. Dieser Text gibt dir Informationen, mit denen du eine informierte Entscheidung treffen kannst.
Die Entscheidung, an einer Ayahuasca-Zeremonie teilzunehmen, sollte stets persönlich getroffen werden, basierend auf einer klaren Einschätzung der Risiken und Vorteile. Ayahuasca ist kein Allheilmittel, sondern eine Medizin, welche bei richtiger Anwendung persönliches Wachstum und Heilung fördern kann. Die Berücksichtigung deines Lebenskontextes, die Auswahl eines sicheren Rahmens und die Integration der Ayahuasca-Erfahrung sind dafür wichtige Faktoren. Ebenso sollten persönliche Risiken wie körperliche Reaktionen oder psychische Belastungen beachtet werden, vor allem bei bekannten Vorerkrankungen.
3 Arten von Ayahausca-Zeremonien
Es gibt verschiedene Arten von Sitzungen: schamanische, religiöse und therapeutische und alle haben unterschiedliche Schwerpunkte. Dennoch kann jede Ayahuasca Erfahrung (egal in welchem Setting) eine therapeutische Wirkung haben und mystische oder spirituelle Erfahrungen hervorrufen.
Schamanische Sitzungen werden üblicherweise von Schamanen (Curanderos, Vegetalistas, Ayahuasqueros) geleitet, welche aus Südamerika stammen. Zudem gibt es immer mehr westliche Neo-Schaman:innen, welche in entsprechenden indigenen Traditionen ausgebildet wurden. Schamanische Rituale sind üblicherweise auf Heilung ausgerichtet und können weitere Reinigungsprozesse enthalten (z.B. durch Tabak, Palo Santo oder Agua Florida). Die Zeremonien finden üblicherweise in der Nacht statt (seltener gibt es auch Tagzeremonien), welche der oder die Schaman:in meist mit Live-Musik und Gesängen (Icaros) begleitet. Die Art der Musik kann in verschiedenen Traditionen sehr unterschiedlich sein. Diese Art von Sitzungen erfordert in der Regel einen hohen persönlichen Einsatz. Die Weltanschauung dieser Rituale basiert auf traditionellen indigenen Kulturen, und hat einen spirituellen Charakter. Schamanische Rituale unterscheiden sich daher stark von Sitzungen mit einem westlichen therapeutischen Ansatz.
In einem therapeutischen Kontext wird Ayahuasca als Katalysator zur Unterstützung persönlicher und emotionaler Entwicklungsprozesse eingesetzt. Diese Sitzungen beinhalten in der Regel eine sorgfältige Vorbereitung und eine anschließende Integrationsphase, um die Erfahrung mit gewonnenen Erkenntnisse nachhaltig zu verarbeiten. Die Methoden variieren je nach Therapeut:in. Einige bevorzugen Einzelsitzungen, andere arbeiten mit verschiedenen Musikstilen oder setzen gezielt auf Stille. Im Gegensatz zu traditionellen schamanischen Sitzungen, die oft auf die Erfahrung selbst fokussiert sind, ist in therapeutischen Settings die Vor- und Nachbereitung zentraler Bestandteil des Prozesses.
Synkretistische Kirchen wie Santo Daime, União do Vegetal und Barquinha aus Brasilien nutzen Ayahuasca als Sakrament. Ihre Mitglieder:innen nehmen Ayahuasca zwei- bis viermal monatlich ein. Diese stark ritualisierten Sitzungen verbinden religiöse und heilende Ziele mit der Stärkung der Gemeinschaft. Neben Hymnen gibt es auch stille Phasen, und Teilnehmer:innen können Fragen zu spirituellen Themen stellen. Je nach Kirche variiert die Zeremonie, und es gibt oft eine Nachbetreuung.
Wie wählt man einen Ort aus?
Wenn du dich entschieden hast, an einer Ayahuasca-Zeremonie teilzunehmen, ist es wichtig, ein Umfeld zu wählen, das deinen Absichten und Erwartungen entspricht. Achte darauf, dass die Sitzung eine gründliche Vorbereitung und Nachbetreuung bietet. Diese Schritte sind entscheidend, um das Beste aus der Erfahrung herauszuholen und mögliche Risiken zu minimieren. Im Allgemeinen ist es auch ratsam, einen Ort zu wählen, an dem du nach der Erfahrung übernachten oder vielleicht das ganze Wochenende verbringen kannst.
Es kann Sinn machen, die Erfahrung nicht in einer fremden Gruppe zu machen, da du dich vielleicht unwohl fühlst dich für deinen Prozess vor Fremden zu öffnen. Wenn du bereits einige kennst oder die anderen Teilnehmer:innen vor der Erfahrung kennen lernen kannst, kann dir das helfen dich besser zu entspannen.
Seriöse Anbieter:innen sollte Ausschlusskriterien haben, um sicherzustellen, dass Teilnehmer:innen mit bestimmten gesundheitlichen oder psychischen Bedingungen nicht gefährdet werden. Fehlende medizinische Abfragen oder das Versprechen von garantierten Ergebnissen sind Warnzeichen. Seriöse Moderator:innen informieren transparent über Risiken und bieten dir einen geschützen Raum an.
Grundsätzlich ist es ein gutes Zeichen, wenn über Ayahuasca mit Risiken und Vorteilen objektiv informiert wird, wenn die Sitzungen in kleinen Gruppen mit nicht mehr als zwanzig Teilnehmer:innen durchgeführt werden, wenn während der Sitzung Assistent:innen anwesend sind und eine Vorauswahl der Teilnehmer:innen getroffen wird. Selbst dann ist es immer noch eine gute Idee, die Meinungen von Personen einzuholen, die bereits dort teilgenommen haben. Vertrauen ist wesentlich für eine gute und sichere Erfahrung.
Zusätzlich ist es ratsam, vor der Sitzung mit dem oder der Leiter:in ein persönliches Gespräch zu führen. Viele Zeremomie-Leiter:innen empfehlen, Gewohnheiten wie die Ernährung oder die sexuelle Aktivität zu ändern, um dich optimal auf die Zeremonie vorzubereiten. Du solltest diesen Anweisungen folgen, auch wenn du sie vielleicht zunächst nicht für sinnvoll hälst, und dem Prozess vertrauen.
Risiken und Ausschlusskriterien
Medizinische Risiken
Aus medizinischer Sicht gibt es nur wenige Kontraindikationen für Ayahuasca. Nur bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte Ayahuasca nicht eingenommen werden, da es den Blutdruck leicht erhöht.
Es ist sehr wichtig, einen Arzt zu konsultieren, wenn du regelmäßig Medikamente einnimmst oder wenn du während der Ayahuasca-Sitzung Medikamente einnehmen musst. Die Einnahme von Antidepressiva und anderen Psychopharmaka kann bei der Einnahme von Ayahuasca kontraindiziert sein. Aber nicht nur Psychopharmaka können kontraindiziert sein, sondern auch alle Medikamente, die mit Monoaminoxidase (MAO; wie z.B. MAO-Hemmer) interagieren können.
Obwohl es nicht sehr häufig vorkommt, gibt es Fälle von Menschen, die während der Erfahrung in Ohnmacht fallen.
Psychologische Risiken
Wenn du in der Vergangenheit an psychiatrischen Störungen wie Schizophrenie, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen oder bipolaren Störungen gelitten hast, ist die Einnahme von Ayahuasca mit einem hohen Risiko verbunden, insbesondere wenn deine Störung aktiv ist. Wenn du dennoch davon überzeugt bist, dass du eine Ayahuasca-Erfahrung machen möchtest, ist es sehr wichtig, dass du dies offen mit der Leitung der Zeremonie besprichst. Manche Menschen würden dich nicht zu ihren Sitzungen zulassen, wenn du ihnen sagst, dass du in der Vergangenheit psychische Störungen hattest, andere wiederum würden dich einlassen. Transparenz sorgt für einen sicheren Rahmen und schafft eine vertrauensvolle Basis. Wichtig ist, dass sich die Zeremonie-Leiter:innen und ihre Assistent:innen gut um dich und deine Lebenssituation kümmern können.
Wenn die Wirkung von Ayahuasca länger anhält als erwartet, solltest du die Verantwortlichen der Zeremonie informieren. Manchmal kann die Wirkung nach Entspannung oder Erbrechen erneut stärker werden. Es gibt Techniken, um den Zustand zu normalisieren, doch in seltenen Fällen können medizinische Maßnahmen erforderlich sein. Diese seltenen Fälle, die in der wissenschaftlichen Literatur dokumentiert sind, betreffen sowohl Menschen mit psychiatrischen Vorerkrankungen als auch psychisch Gesunde. Die Symptome können von Paranoia und Wahnvorstellungen bis hin zu schwerer Verwirrung reichen, unterscheiden sich jedoch von den vorübergehenden Angstzuständen während der Ayahausca-Erfahrung. Mit medizinischer Hilfe klingen diese Symptome meist jedoch rasch wieder ab.
Vorteile
Obwohl es noch an wissenschaftlicher Forschung mangelt, gibt es zahlreiche Berichte über die positiven Effekte von Ayahuasca auf persönliches Wachstum und Heilung. Viele Teilnehmer:innen berichten von tiefen Einsichten und einem gesteigerten Gefühl der Spiritualität, die ihnen helfen, den Alltag gestärkt zu bewältigen. Selbst herausfordernde Erfahrungen werden oft als lehrreich empfunden. Um langfristigen Nutzen zu erzielen, ist es jedoch entscheidend, Ayahuasca in einen therapeutischen Prozess mit gründlicher Vorbereitung und Nachbetreuung zu integrieren. So können Traumata, Depressionen, Sucht und Beziehungsprobleme effektiver bearbeitet werden.
Vorbereitung
Die Arbeit mit Ayahuasca beginnt mit einer guten Vorbereitung, um Risiken zu reduzieren und den potenziellen Nutzen zu maximieren. Es gibt vier Ebenen, auf denen man sich auf diese Art von Erfahrung vorbereiten kann: körperlich, psychologisch, sozial und spirituell. Natürlich muss jeder seinen eigenen Weg finden, sich vorzubereiten. Am besten fragst du die Leitung der Zeremonie, wie du dich am besten vorbereiten kannst.
Die Ayahuasca-Erfahrung
Nach der Einnahme von Ayahuasca setzt die Wirkung nach etwa 10 Minuten bis zu einer Stunde ein und kann 2 bis 8 Stunden anhalten. Die Intensität variiert je nach Zubereitung und Dosierung, wobei verschiedene Pflanzen zur Modulation der Effekte genutzt werden. Die Erfahrung verändert die Wahrnehmung der Realität, oft begleitet von lebhaften Visionen, intensiven Emotionen und in einigen Fällen paranormalen Erlebnissen wie Telepathie. Schwierigkeiten, wie Ängste oder körperliche Blockaden, können auftreten, aber durch Atmung und Vertrauen in den Prozess gelöst werden. Ayahuasca offenbart häufig tiefe Einsichten in das Selbst, jedoch kann die Reise herausfordernd sein.
Nach dem Ende der Zeremonie ist es ratsam, am Ort der Sitzung zu bleiben und nicht das Auto zu nehmen oder sofort in die Außenwelt zurückzukehren. Möglicherweise bist du empfindlicher als sonst gegenüber äußeren Reizen und fühlst dich emotional verwirrt. Es kann hilfreich für den Integrationsprozess sein, etwas Leichtes zu essen und die Inhalte, die während deiner Erfahrung entstanden sind aufzuschreiben, auch wenn es nur knappe Stichpunkte sind.
Integration und Nachbereitung
Um die Einsichten aus einer Ayahuasca-Erfahrung zu bewahren, ist ein Integrationsprozess unerlässlich. Dazu gehören Gespräche mit der Leitung, einem oder einer Therapeut:in oder der Gruppe, künstlerischer Ausdruck sowie der Kontakt mit der Natur. Körperliche Aktivitäten und bewusste Reflexion helfen, das Erlebte in den Alltag zu integrieren. Emotionen können noch Tage nachwirken, weshalb es wichtig ist, sich Unterstützung zu holen, falls nötig. Besonders in der ersten Woche nach der Sitzung sollte man die gewonnenen Erkenntnisse aktiv umsetzen, um langfristige Veränderungen zu erreichen. Beratung durch erfahrene Therapeut:innen kann diesen Prozess verstärken und unterstützen.
Mehr Information findet sich auf dem englischen Artikel von ICEERS.